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  betrachter I betrachter II
Metaphorisch gesprochen ist die Plattform eines Panoramas der ideale, weil identitätsstiftende Versammlungsraum für einen Versuch des Zusammenhaltens zentrifugaler gesellschaftlicher Kräfte im sozialen, politischen, kulturellen und religiösen Bereich. Die "Sehmaschine Panorama" lenkt dabei den Blick in eine ganz bestimmte Richtung. Sie formt eine konkrete Geschichtsvision, indem vage Vorstellungen vom historischen Geschehen in eine konkrete bildliche Darstellung des Realen gegossen werden.
Die doppelte - topografische und historiografische - Rekonstruktion verbindet dabei die Spannungsfelder von Geschichte und Erinnerung, von realistischer Darstellung und Idealisierung und mündet schließlich in eine Art "Gedächtnislandschaft", deren Funktionsweisen in der einhundertjährigen Rezeptionsgeschichte jeweils sehr unterschiedlich reaktiviert wurden. Während viele Zeitgenossen von der künstlerischen Umsetzung des panoramatischen Blicks vom Bergisel fasziniert waren, wurde die politische Vereinnahmung vor allem in der "Jahrhundertfeier" 1909 sowie in den beiden Weltkriegen deutlich. Beide Interpretationsstränge bilden bis in die Gegenwart ein schier unerschöpfliches Reservoir für die Befriedigung von Sehnsüchten, aber auch für die radikale Ablehnung ganz bestimmter Vorstellungen von einer "Heimat Tirol".